Anlässlich des Internationalen Tags der Pressefreiheit am 3. Mai 2017
erklärt der Direktor der Landesmedienanstalt Saarland, Uwe Conradt:
„Meinungsfreiheit und Medienvielfalt sind Voraussetzungen für Demokratie
und Rechtsstaat. Der Internationale Tag der Pressefreiheit ist für die
LMS in diesem Jahr nicht nur Anlass, den Journalisten und allen
Medienschaffenden für ihre Arbeit zu danken, sondern auch, um auf
gefährliche Entwicklungen im Aus- und Inland hinzuweisen.
Die erste Phase der Digitalisierung hat zu einem erheblichen
Gewinn an medialen Angeboten und an Meinungsfreiheit geführt,
allerdings zeigt sich nun in der zweiten Phase der Digitalisierung,
dass es keine Gleichung gibt, die da lautet: Mehr Digitalisierung =
mehr Meinungsfreiheit.
Die ökonomischen Rahmenbedingungen führen zu disruptiven
Veränderungen, die Auswirkungen auf die Vielfalt des Medienangebots
haben. Lokal-TV und regionale Tageszeitungen leiden seit Jahren
unter einem zunehmenden Druck aufgrund von Verschiebungen des
Werbemarktes, der nicht nur bei diesen eine Bedrohung für den
journalistisch-redaktionell arbeitenden und unabhängigen
Qualitätsjournalismus darstellt. Ein immer größeres Stück des
Werbekuchens geht an wenige internationale Plattformanbieter und
Intermediäre, die aufgrund ihrer Marktstärke und technologischen
Kompetenz die Auffindbarkeit der Angebote und die Wahrnehmung durch
Nutzer steuern können. Da der regulatorische Ordnungsrahmen zur
Sicherung der Medien- und Meinungsvielfalt bislang auf diese
Entwicklung kaum ausgerichtet ist, ist die positive Medienordnung
in Gefahr. Die Beschlüsse der Bund-Länderkommission zur Regulierung von
Intermediären sollten deshalb schnellstmöglich umgesetzt werden.
Die technologischen Veränderungen sind aber auch eine
gesellschaftliche Herausforderung, denn das Vertrauen in die Medien
kann heute leichter untergraben werden als je zuvor. Durch
Ausnutzung der technischen Möglichkeiten können große
Bevölkerungsteile durch Fake News manipuliert und in ihrem
Medienkonsum und der Informationsaufnahme überwacht werden.
Journalisten stehen in vielen Ländern unter einem Druck, der eine
unabhängige und investigative Arbeit nur schwer oder überhaupt
nicht ermöglicht. Die Inhaftierung des Journalisten Deniz Yücel in der
Türkei steht in diesem Jahr beispielhaft für eine Vielzahl an
repressiven Maßnahmen durch ausländische staatliche Stellen, die
auch den Entzug von Sendelizenzen und die Schließung von Verlagen
umfassen. Aber auch in Deutschland gilt es zu hinterfragen, wie
eine freie und umfassende Meinungsbildung gewährleistet werden kann.
Wie sieht es aus mit der Freiheit des Rundfunks von staatlicher
Einflussnahme? Kommen alle gesellschaftlich relevanten Kräfte zu
Wort? Gibt es auch in Redaktionen in Deutschland Opportunismus und
Selbstzensur, die letztlich eine Gefahr für die Pressefreiheit
darstellen?
Die Botschaft des diesjährigen Tags der Pressefreiheit lautet
daher, dass jeder Journalist überall auf der Welt das Recht haben
muss, frei und ohne Angst berichten zu können. Eine Beschränkung der
Pressefreiheit ist immer auch eine Beschränkung der Demokratie.“
Quelle und weitere Informationen:
https://www.lmsaar.de/2017/05/digitalisierung-repression-opportunismus-und-selbstzensur-die-alten-und-neuen-gefahren-der-meinungsfreiheit/