Geschichte des Internetprojekts

Es begann irgendwann vor September 1993. Genau erinnern wir uns nicht mehr an das Datum. Aber eines wissen wir noch: Es war am Anfang eine studentische Initiative. Achim Voermanek, Student der Informationswissenschaften, erstellte damals eine Online-Projektarbeit im Fach Rechtsinformatik bei Prof. Herberger. Name der Arbeit: „Juristische Informationen im Internet – Projekt Prof. Herberger“.

Man lese dazu: Achim Voermanek, Das Internet und Gopher, JurPC 1993, S. 2286 – 2292 (im JurPC-Internet-Faksimile-Archiv; vgl. zum Archiv – und zum benötigten Plug-In – http://www.jurpc.de/aufsatz/19990150.htm).

JIPS - 10.12.1997
JIPS – 10.12.1997

Damals war das „World Wide Web“, das heutige juristische Informationssystem, noch nicht entwickelt. Die damalige Informationsplattform nannte sich „Gopher“ (englisch für Erdhörnchen). Da der Fachbereich Jura noch nicht über einen derartigen Gopher-Server verfügte, war das Projekt auf einem Gopher-Server der philosophischen Fakultät zu Gast, der wiederum von einer studentischen Initiative betrieben wurde, die sich „Internet-Projekt“ nannte. Wahrscheinlich war dieses juristische Gopher-Angebot das erste Projekt dieser Art in Deutschland. Und da das Internet entgegen aller anderslautender Legenden Trampelpfaden nicht abhold ist, fanden ab da viele Juristen auf der Suche nach Orientierung im Internet-Dschungel den Weg nach Saarbrücken.

Der geduldigen Überredungsarbeit der Studenten konnte erst ein, dann ein anderer Professor nicht widerstehen. Nachdem der Informationswissenschaftler Alexander Sigel aus dem studentischen Projekt der Philosophischen Fakultät Weihnachten 1993 den ersten WWW-Server an der Uni Saarbrücken (www.phil.uni-sb.de) installiert hatte, erstellte Mischa Dippelhofer, ebenfalls Mitglied dieses Projekts, aber auch Jurastudent, in Absprache mit Prof. Herberger ab dem 3. Januar 1994 auf diesem Server die erste WWW-Sammlung juristischer Informationen in Deutschland. Titel: „Juristische Informationen im Internet“.

JIPS - 21.04.1999
JIPS – 21.04.1999

Dieser Entwurf wurde im Februar 1994 in einer ersten Sitzung Prof. Herberger, Prof. Rüßmann und einigen interessierten Studenten vorgestellt. Da alle Teilnehmer von den neuen weltweiten Darstellungsmöglichkeiten begeistert waren, wurde beschlossen, einen eigenen juristischen WWW-Server aufzubauen und die Inhalte in wöchentlichen Projektsitzungen zu besprechen. Man kann diese Sitzung als die Geburtsstunde des Juristischen Internetprojekts betrachten.

Bereits in der folgenden Woche stellte Prof. Herberger einen PC (486er mit 16 MB RAM!) zur Verfügung, auf dem Alexander Sigel und Peter Franke vom Internet-Projekt der Philosophischen Fakultät Linux sowie einen WWW-Server installierten (Alexander Sigel taufte ihn „Jurix“). Der Server füllte sich schon bald mit Inhalten. Erster Webmaster war Mischa Dippelhofer, erster Administrator der Linux-Experte Wolfgang Larisch. Es war wohl wiederum der erste juristische WWW-Server in Deutschland.

Seitdem tagte auch die Projektsitzung, später Redaktion genannt, und das mit großer Regelmäßigkeit einmal die Woche, auch in den »Semesterferien«. Nur an den Feiertagen wie Weihnachten etwa gönnen wir uns eine Pause – es sei denn, der Server stürzt gerade an den Feiertagen ab. Auch von diesem(Hardware-, nicht Software-) Schicksal blieb das Projekt nicht verschont. Noch heute sprechen die Familien mancher Redaktionsmitglieder von diesem Heiligen Abend der besonderen Art im Jahre 1996. Neben Wolfgang Larisch wurde der Server ab 1995 auch von Florian La Roche betreut, später von Marc Luuk. Von 2006 bis 2016 saßen Ralph Hecksteden und Mathias Gisch im Maschinenraum.

Daran, dass die Namen der beiden erwähnten Professoren heute im Projekt dort zu finden sind, wo das Gesetz eine Anbieterkennzeichnung erwartet, ist der Gesetzgeber nicht ganz unschuldig. Denn mittlerweile (das Juristische Internetprojekt Saarbrücken war schon etwas in die Jahre gekommen) hatte auch der deutsche Gesetzgeber das Internet entdeckt.

Dem ersten Webmaster folgte eine Dynastie von Webmasterinnen (sit venia verbo): Nicole Matheus »amtierte« bis Ende 1996, Iris Speiser danach bis Ende 1999, sowie ab 2006. Dazwischen lag die Ära Sonja Hampel.

Nachdem das Projekt ein wenig festen Boden unter den Füßen hatte, begann es bald, den Blick über die Grenzen zu werfen. Was lag (von Saarbrücken aus) näher, als zuerst nach Frankreich zu schauen. So entstand die französische Abteilung unter der Federführung von Rigo Wenning (jetzt Justitiar beim W3-Konsortium) in enger Zusammenarbeit mit den französischen juristischen Web-Maîtres, die 1997 zu einer Konferenz nach Saarbrücken kamen und die »Déclaration de Sarrebruck« initiierten.

Vgl. La conférence des maîtres du web du 16 au 17 novembre 1997 und (http://www.jura.uni-sb.de/france/conf/) La déclaration de Sarrebruck (http://www.jura.uni-sb.de/france/conf/declaration.html)

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JIPS – 15.08.2000

Der französischen Abteilung folgte die englische, begründet von David Thorneloe, heute auswärtiges korrespondierendes Mitglied des Projekts in London. Auf diese Weise gewann das Projekt eine internationale Dynamik, die inspirierend wirkte. Bis zum Relaunch im Jahr 2007 gab es eine englische, französische, spanische, japanische, chinesische, koreanische, russische, portugiesische, georgische, türkische, italienische, griechische, tschechische, ungarische, bulgarische und rumänische Abteilung.

Zum 9. Deutschen EDV-Gerichtstag im Jahr 2000 gab sich das Internetprojekt ein neues Gesicht und die Seiten erstrahlten erstmals in einem modernen grafischen Design, für das Hendrik Schöttle verantwortlich zeichnete. Damals wurde das JIPS-Logo eingeführt sowie die blaue Erkennungsfarbe, denen wir auch im aktuellen Design treu geblieben sind.

In den nächsten Jahren gewann das JIPS einige Kooperationspartner, die auch heute noch mit ihren Loogs auf unseren Seiten vertreten sind. Erstmals machte das Projekt auch Erfahrungen mit der kommerziellen Seite des Internet. Davon zeugte z.B. zeitweise ein sehr gelbes Werbebanner auf der Startseite.

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JIPS – 19.10.2000

Dem Beispiel von Google folgend tauchten regelmäßig zu wichtigen Anlässen modifizierte JIPS-Schriftzüge auf der Seite auf. Schauen Sie doch einmal in unserem Sonderlogo-Archiv vorbei.

In den folgenden Jahren gab es viele Erweiterungen „unter der Haube“: ein RSS-Feed für die „JIPS News“, der umfangreiche Ausbau der Linkdatenbanken, insbesondere der qualitätsorientierten Zusammenstellung von Anwaltshomepages, die projektweite Umstellung auf UTF-8 sowie die zunehmende Automatisierung der Seitengenerierung mit datenbankgestützten server-side-includes.

JIPS - 26-11.2003
JIPS – 26-11.2003

Am Design änderte sich abgesehen von der Zahl der „Registerlaschen“ und der Einbindung des „kurz vorgestellt“-Elements auf der Startseite wenig. Es wurde also höchste Zeit für eine optische Renovierung, die wir mit dem Relaunch 2007 in Angriff genommen haben.

Der Auftritt wurde insgesamt in ein modernes Design überführt, aber unter Beibehaltung des bekannten Schriftzuges und JIPS-Logos – und auch die blaue Farbe haben wir behalten. In der rechten Spalte finden unsere Besucher wie gewohnt den Link der Woche sowie Nachrichten und Aktuelles aus dem Saarland. An der Neufassung der Kategorien spiegelt sch auch ein neues Inhaltskonzept wieder. Während wir früher den Schwerpunkt des Projekts auf die detaillierte Katalogisierung von juristischen Informationen im Internet gelegt hatten, ist es im Zuge der exponentiell wachsenden Informationsmenge im Netz nicht mehr möglich, sich der Vollständigkeit auch nur anzunähern.

JIPS-2015Das JIPS wandelte sich daher zum Informationsportal: In den einzelnen Kategorien wurden die wichtigsten Einstiegsseiten für nationale und internationale juristische Informationen. Daneben schenkten wir jetzt – dem Trend zum Web2.0 folgend – den Aspekten der Aktualität und Vernetzung größere Bedeutung. So wurden ausgewählte RSS-Feeds von Gerichten, Institutionen und anderen juristischen Informatonsportalen in unsere Seiten aufgenommen. Bewährte Highlights wie die „Anwaltsliste“, die Übersicht der Gerichtswebsites sowie „Yoorah“ wurden in der Abteilung „Deutschland“ beibehalten.

Auch aus dem Maschinenraum gab es Neues zu vermelden. Das JIPS wurde auf das Content Management System typo 3 umgestellt, wodurch das Layout der einzelnen Seiten vereinheitlicht und die Standardkonformität und Barrierefreiheit gewährleistet werden sollte.

Mit dem Ausscheiden von Prof. Dr. Herberger aus dem aktiven Dienst im März 2014 wurde die Betreuung des Internetprojekts auf die beiden Professoren Prof. Dr. Borges (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Rechtstheorie und Rechtsinformatik) und Prof. Dr. Sorge (juris-Stiftungsprofessur für Rechtsinformatik) übertragen. Im Rahmen dessen wurde damit begonnen, das inhaltliche Profil des Internetprojekts zu schärfen und das inzwischen in die Jahre gekommene typo 3 durch eine neue, schlanke WordPress-Installation zu ersetzen. Die Phase der Überarbeitung und Neuausrichtung ist dabei ein laufender Prozess, bei dem insbesondere die Anregungen der Studierenden, als Säule des Internetprojekts, berücksichtigt werden sollen.

Wir freuen uns, wenn Sie uns auch weiterhin die Treue halten.

Ihre JIPS-Redaktion.